Musik trifft Technik

Die beiden außergewöhnlichen Orgeln in der Gemeinde Broich-Saarn hatte eine Gruppe von Broicher Netzwerkern neugierig gemacht. Kantor Detlef Hilder war gern bereit, die Geheimnisse um die „Königinnen der Instrumente“ zu lüften.

Die Orgel in der Dorfkirche ist ein historisierender Neubau der niederländischen Orgelbauwerkstatt Hans van Rossum aus dem Jahr 2009, der besonders für die Orgelmusik des 17. und 18. Jahrhunderts geeignet ist. Nur das Äußere des Instruments ist ca. 250 Jahre alt.

 

Die Broicher Orgel hingegen ist ein historisches Instrument aus dem Jahr 1900, erbaut von der Firma Wilhelm Sauer aus Frankfurt an der Oder und damit die älteste Orgel in Mülheim, die annähernd unverändert geblieben ist. Sauer hatte sein Handwerk u.a. in Frankreich erlernt und baute Orgeln, mit denen der Klang eines hochromantischen Sinfonieorchesters nachgestaltet werden kann. Mit diesem abfällig als „Französelei“ bezeichneten Klangideal hatte es Sauer anfangs schwer auf dem Markt, setzte sich aber dann durch und wurde sogar zum „Königlichen Hoforgelbaumeister“ ernannt und mit dem Bau der Berliner Domorgel beauftragt.

Die Orgelbewegung in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts besann sich wieder auf den Orgelbau und -klang des Barock.

Viele romantische Orgeln wurden daher umgebaut oder sie fielen dem Bombenkrieg zum Opfer.

 

Die Menschen aus dem Broicher Netzwerk bekamen nicht nur Klangkostproben auf beiden Orgeln geboten,

sondern lernten auch das Innenleben der Instrumente kennen. Eine Gemeinsamkeit beider Orgeln: Der Winddruck kann auch ohne Elektromotor mit Muskelkraft erzeugt werden – da kamen einige Besucher ins Schwitzen! – Detlef Hilder liebt beide Instrumente, die jede für sich ihren besonderen Stellenwert in der Kirchenmusik Links der Ruhr hat. Viel Beifall für ihn, der seine kompetente Führung mit viel Humor und Anekdoten würzte.

CDs mit Orgelmusik auf den beiden Instrumenten gibt es bei den Küstern zum Preis von 10 €. Überdies kann man für 5 € eine Dokumentation zur Dorfkirchenorgel erwerben.

Text und Fotos: Günter Fraßunke