Leider ging diese Veranstaltung völlig schief, da die vorgesehene Netzwerkbegleitung einen Tag vorher abgesagt hatte.

Wir bekamen dann Anfang Januar 2007 eine zweite Einladung der Gemeinde für den 15.02.2007. Meine Frau musste alle Überredungskünste aufbieten, damit ich ein weiteres Mal ins Gemeindehaus mitgehe. Es waren ca. 30 Interessenten gekommen, die vor allem Neugierig waren und hofften, dass für sie ein Weg gefunden wird  um aus Isolation und Einsamkeit heraus zu kommen und stattdessen Kontakte zu anderen Menschen aufzubauen.

 

Diesmal war die Veranstaltung unter professioneller Leitung von Frau Diplom-Pädagogin Karin Nell von der Erwachsenen Bildung Nordrhein, Ragnhild Geck und Pfarrer Hillebrand ein voller Erfolg. Zunächst wurde uns unsere Netzwerk-Begleitung vorgestellt – Johanna Geistert (jetzt Gall). Johanna war damals Anfang 20.  Zwischen uns „Alten“ war anfangs eine gewisse Skepsis vorhanden, die jedoch von Johanna  mit Ihrer Ausgeglichenheit, Freundlichkeit und Fröhlichkeit weggewischt wurde. Wir hatten Johanna schnell in unser Herz geschlossen. Was unser Netzwerk besonders auszeichnet, ist die Gemeinschaft unabhängig von der Konfession. Vor einigen Jahren fragte Pfarrer Hillebrand während eines Vortrages nach der Religionszugehörigkeit der Netzwerker. Es war für mich schon überraschend, dass unser Netzwerk jeweils die Hälfte aus evangelischen und katholischen Christen besteht. Das ist gelebte Ökumene.

 

Vorbild war am Anfang das Netzwerk Saarn, das bereits seit gut einem Jahr bestand. Jeder Teilnehmer konnte seine Hobbys  bzw. seine Interessen auf einen Flyer niederschreiben. Auf diese Weise haben sich die ersten Gruppen gebildet.

Damit war unser Netzwerk aus der Taufe gehoben. Die ersten Gruppen waren die Radfahrer, die Walker, die Wanderer und die Spaziergänger. Die fünf Radfahrer, die bei Nieselregen nach Kettwig gefahren sind haben sehr schnell zum vertrauten „Du“ gefunden, was dann auf das gesamte Netzwerk ausgedehnt wurde.

 

Bei dem ersten Netzwerk-Treffen haben wir uns auf folgende Leitsätze verständigt, die auch heute noch ihre Gültigkeit haben:

·       Ich tue etwas für mich

·       Ich tue etwas mit anderen für mich

·       Ich tue etwas mit anderen für mich

·       Andere tun etwas mit anderen für mich.

 

Im Laufe der Zeit konnte sich unser Netzwerk innerhalb der Gemeinde gut etablieren und weiter wachsen. Mittlerweise haben sich rund 20 Gruppen mit den unterschiedlichsten Aktivitäten gebildet.

Nach ca. 2 Jahren mussten wir dann den ersten Rückschlag verdauen. Aufgrund der bekannten finanziellen Engpässe in der Gemeinde konnte Johanna keine Festanstellung in der Kirche erhalten und hat uns dann nach erfolgtem Studienabschluss in Richtung Stadtverwaltung verlassen.

 

Wir waren dann 8 Monate ohne Netzwerkbegleitung. Wir wussten  jedoch, dass uns Simone Bruns nach ihrem Mutterschaftsurlaub ab September 2009 übernimmt. Simone war eine Powerfrau, die unserem Netzwerk sehr gut getan hat. Unvergessen ist der von Simone gestaltete Netzwerk-Gottesdienst. Hier wurden unsere Aktivitäten der Gemeinde vorgestellt, u.a. haben Ingrid und Friedel Häfner um den Altar getanzt, Herbert ist mit dem Fahrrad durch die Kirche gefahren und im Mittelgang wurde gekegelt.

Leider hat uns Simone bereits nach einem Jahr im Oktober 2010 wieder verlassen, da sie ihren Mann, der beruflich in Osnabrück tätig war, gefolgt ist.

 

Nun waren wir wieder 1 Jahr ohne Netzwerkbegleitung. Nur durch die Fusion der Gemeinden Broich und Saarn war es möglich, dass uns Ragnhild Geck ab September 2011 als Netzwerkbegleitung unterstützt hat. Einige von uns kannten Ragnhild aus ihrer Tätigkeit in der Gemeinde und als Chefin des Netzwerkes Saarn. In den gut 3 Jahren ihrer Tätigkeit haben wir ihre Kreativität und ihre Ideen schätzen gelernt. Auch die von Ragnhild geleiteten Netzwerk-Gottesdienste sind uns in guter Erinnerung geblieben. Bei mehreren Tages-Seminaren konnten wir auch ihre Kochgunst genießen, insbesondere ihre Suppen fand ich genial.

 

Im Sommer 2014 hat mir Ragnhild gesagt, dass sie die Gemeinde in Richtung Stadtverwaltung verlässt. Obwohl das bei mir nicht oft vorkommt hat mich diese Nachricht sprachlos gemacht. Im Herbst 2014 hatten wir somit unsere 3. Netzwerkbegleiterin verloren. Aber immerhin hat sie es mit über 3 Jahren am längsten bei uns ausgehalten.

 

Wir haben jedoch Ragnhild und Pfarrer Gerald Hillebrand zu verdanken, dass sie maßgeblich mitgewirkt haben, dass wir ab Januar 2015 mit Johanna eine neue (alte) Netzwerkbegleiterin bekommen haben. Da viele Netzwerker Johanna aus den Anfängen unseres Netzwerkes kannten, ist diese Entscheidung der Kirchenleitung mit großer Freude aufgenommen worden. Johanna hat zu Beginn ihrer Tätigkeit Anfang 2007 maßgeblich dazu beigetragen, das Netzwerk zu dem zu machen was es jetzt ist.

 

Im April 2016 musste uns dann Johanna für eine längere Zeit aufgrund ihrer Mutterschaftszeit  verlassen. Wir haben jedoch übergangslos, was aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen sehr ungewöhnlich ist, mit Sviejetlana Stefanac sofort eine neue Netzwerkbegleiterin gefunden. Neben ihrer Herzlichkeit und Freundlichkeit haben wir Sviejetlana als ausgezeichnete Mediatorin in kritischen Situationen kennengelernt. Auch ihr Organisationstalent wissen wir im ORGA-Team zu schätzen.

Insgesamt haben wir mit unseren 4 Netzwerkbegleiterinnen großes Glück gehabt. Jede der 4 Damen hat ihre Stärken eingebracht, die unserem Netzwerk sehr gut getan haben.

 

Für unsere Arbeit haben wir auch öffentlich viel Lob erhalten. 2013 haben wir zusammen mit dem Netzwerk Saarn im Rahmen des  Neujahrsempfanges des Kirchenkreises Mülheim An der Ruhr den Hoffnungspreis erhalten. 2016 waren wir wieder zusammen mit dem Netzwerk Saarn unter den Gewinnern des vom RWW und der WAZ  veranstalteten Ehrenamtspreises unter dem Motto „Menschen machen`s möglich“.

 

Ohne die Fürsprache unserer Pfarrer sowie der Mitarbeiter der Gemeinde, hier sind insbesondere unsere Küster Christa Kammer und Paul Maurer zu nenen, wäre unser Netzwerk in der jetzigen Form nicht darstellbar. Das Nutzen der Gemeinderäume mit allen Einrichtungsgegenständen wird uns kostenlos zur Verfügung gestellt. Daneben werden die Netzwerkbegleiterinnen von der Kirche bezahlt. Wir leisten dafür praktische Gemeindearbeit durch z.B.: Hecke schneiden, Betreuung von Flüchtlingskindern, Austragen der Gemeindebriefe und Geldspenden an die Jugend bzw.  Las Torres.

Unser Netzwerk ist eine Erfolgsgeschichte, die ohne ein funktionierendes ORGA-Team nicht möglich gewesen wäre. Hierfür möchte ich mich bei allen ORGA-Mitarbeitern herzlich bedanken. Besonders stolz sind wir darauf, dass selbst in der führungslosen Zeit unser Netzwerk weiter gewachsen ist.

 

Bei der Gründung des Netzwerkes im Jahre 2007 kannten sich die wenigsten Netzwerker. In den 10 Jahren sind viele Freundschaften entstanden. Außerhalb des Netzwerkes werden Konzerte besucht, man feiert zusammen oder lädt sich untereinander ein.

Herbert hat einmal den schönen Satz geprägt: „Das Netzwerk ist die schönste Erfindung seit der Schokolade“.

Zum Abschluss  gibt es einen kleinen Wermutstropfen: „Wir sind seit der Gründung 10 Jahre älter geworden“.

 

Text: Klaus-Peter Schorse

Foto: Helga Fischer