"Was sind eigentlich die Unterschiede zwischen katholischer und evangelischer Kirche?"

 

Diese Frage wollte uns beim letzten Netzwerktreffen Pfarrer Hillebrandt beantworten. Seine Ausführungen hat er auf interessante und humorige Weise herübergebracht.

Er begann seinen  Vortrag mit einem kurzen geschichtlichen Exkurs: Die gemeinsame Wurzel der christlichen Kirchen liegt im Judentum. Fundamentale Gemeinsamkeiten gibt es auch heute noch, z.B. der Glaube an Gott, die Bibel als Wort Gottes, das Glaubensbekenntnis. Doch fand schon in den ersten Jahrhunderten eine Spaltungsbewegung statt, die bis heute Auswirkungen zeigt. So entstanden verschiedene Glaubensrichtungen, so z.B. die Kopten, die armenische Kirche, die syrisch-orthodoxe und griechisch-orthodoxe Kirche. Im 11.Jahrhundert stritten der Bischof von Rom mit dem Patriarchen von Konstantinopel darüber, wer der rechtmäßige Vertreter der Christenheit sei. Da es keine Einigung gab, spaltete sich die kirchliche Gemeinschaft in die Ostkirche und die Westkirche, wobei die letztere römisch-katholische Kirche genannt wird.Die römisch-katholische Kirche versteht sich als Ursprungskirche und bezeichnet alle anderen Kirchen als Abspaltungen. Die evangelischen Kirchen sind streng genommen Glaubensgemeinschaften.

 

Im 16.Jahrhundert zerbrach die Einheit der katholischen Kirche durch Reformationsbewegungen. Hier wies Pfarrer Hillebrandt auf die Erkenntnisse von Kopernikus und Galilei hin. Nicht zuletzt hatte Martin Luther großen Anteil an der Reformationsbewegung. Durch die Reformation gezwungen bildeten die Kirchen eigene Landeskirchen, wobei verschiedene konfessionelle Strukturen entstanden. Trotz vieler Versuche dagegen, fand der 30jährige Krieg - ein Religionskrieg - statt. Der Westfälische Friede legte den Streit um die Wahrheit bei. Geblieben sind veränderte konfessionelle Strukturen, Unterschiede in den Gottesdienstformen, den theologischen Schwerpunkten und in den Kirchenordnungen.

 

Die katholische Kirche  sieht ihre Stellung durch folgende Säulen gefestigt:

 

- sie steht in ununterbrochener Reihe der Apostel (lückenlose Papstreihe) / ein evangelischer Pastor wird ordiniert, nicht geweiht

- durch das 1.Vatikanische Konzil wurde die Stellung des Papstes gefestigt (Unfehlbarkeit des Papstes) / die evangelische Kirche erkennt den Papst als Bischof an

- die katholische Kirche sieht sich als alleinige wahre Kirche / die evangelische Kirche wird durch Ortsgemeinden aufgebaut und durch Gremien legitimiert

- der katholische Gottesdienst ist die "Messe", in deren Mittelpunkt die Eucharistiefeier steht / im evangelischen Gottesdienst steht die Predigt im Mittelpunkt; auch der Ablauf der Gottesdienste ist unterschiedlich (auch in den verschiedenen evangelischen Richtungen). Dies ist auch in Mülheim sichtbar, so ist der Gottesdienst in der Wilhelminenkirche lutherisch, in der Petrikirche reformiert geprägt.

- das Abendmahl wird in der katholischen Kirche als "Heilige Messe" gefeiert als ständige Wiederholung des Opfers Jesu / in der evangelischen Kirche ist das Abendmahl ein Sakrament, das an den Tod und die Auferstehung Jesu erinnert und auf seine Wiederkunft ausgerichtet ist

- das katholische Amtsverständnis (z.B. Zölibat, nur geweihte Priester stehen der Eucharistiefeier vor) / nach evangelischer Auffassung besteht kein wesentlicher Unterschied beim Abendmahl zwischen der Vollmacht des Pfarrers und der eines Getauften

- die Heiligenverehrung (Heilige werden im Gebet angerufen und um Hilfe gebeten, Wunderkraft wird erwartet) / Heilige werden als Vorbilder gesehen, aber nicht zu ihnen gebetet

- Maria wird besonders verehrt, in  vielen Dingen Jesu gleichgestellt und im Gebet angerufen (Ave Maria) / die evangelische Kirche sieht Maria als Mutter Jesu, aber es findet keine Marienverehrung statt

 

Papst Johannes Paul II. sagte in einem Brief an die deutschen Kardinäle:"Der Weg der Ökumene, den das 2.Vatikanische Konzil eröffnet hat,  ist unumkehrbar."Für die evangelischen und katholischen Christen hier in Mülheim ist dieser Weg schon längst beschritten. Pfarrer Hillebrandt wies auf gemeinsame Aktivitäten in den Gemeinden hin, die auch zukünftig weiter ausgebaut werden sollen.

Text: Gabriele Krücker