Am 5. September 25 machten sich 6 Netzwerkradlerinnen und -radler auf den Weg, um die Wasserburgenroute zu erkunden. Die Route führt durch die Eifel, die Jülicher Börde und die Rheinische Bucht. An keinem Ort finden sich derart viele Wasserburgen auf so engem Raum wie im Städtedreieck Aachen-Köln-Bonn. Die Route führt uns auf 375 km an über 120 Burgen und Schlössern vorbei.

Um 09:41 h sollte uns der RE von Duisburg nach Bad Godesberg bringen. Der Zug fuhr zwar pünktlich, kam aber nur mit halber Wagenlänge. Wir hatten Glück, dass der Zug in Duisburg noch nicht so voll war. Im Laufe der Strecke wurde es aber recht kuschelig, was zu sehr unterhaltsamen Episoden führte, so dass die knapp 1,5 Stunden lange Fahrt im nu verflog. Endlich in Bad Godesberg angekommen hatten wir das nächste Problem: das Finden einer Toilette. Weder im Bahnhof noch in der Umgebung war eine zu finden. Da kam Herbert auf die kluge Idee, bei der Welthungerhilfe, die Ihren Sitz direkt am Bahnhof hat, mal nachzufragen, ob wir dort unser Problem lösen könnten. Wir wurden sehr freundlich empfangen, und gegen eine kleine Spende nahmen wir den Service gerne an. Nun konnte es endlich losgehen.

Die erste Etappe führte uns bis Euskirchen. Unterwegs ging es vorbei am historischen Bahnhof Kottenforst sowie den Burgen Lüftelberg und Morenhoven. Schließlich erreichten wir Schloss Miel. Hier hatten einige ein Déjà-Vu. 2023 sind einige unserer Gruppe die Apfelroute gefahren. Damals kamen wir hier ebenfalls vorbei und Herbert versuchte, sich bei der Reparatur eines Golfwagens nützlich zu machen. Nach 37 km erreichten wir dann unser Hotel.

Am nächsten Tag ging es über 52 km überwiegend an der Erft entlang nach Bedburg. Der Wettergott ist uns nach wie vor hold. Wir halten kurz am Schloss Türnich mit sehr schönem Schlosspark. Auf eine Einkehr im Schlosscafé haben wir verzichtet, weil es mit dem Service nicht gut klappte. Schließlich fanden wir ein schönes Eiscafé in der Fußgängerzone von Bergheim. Das nächste Highlight war dann Schloss Paffendorf. Dieses Schloss ist wohl ein beliebter Ort für Hochzeiten sowohl für Fotos als auch für die Feiern selbst. Wir konnten mindestens 4 Bräute bestaunen und etliche, festlich gekleidete Gäste. Am späten Nachmittag erreichten wir dann Bedburg. Vom Wirt der Bedburger Mühle wurden wir herzlich empfangen und fühlten uns dort gleich gut aufgehoben.

 

Am nächsten Morgen warteten dann 45 km Richtung Jülich auf uns. Die vorwiegend flache Etappe führte uns zunächst durch das alte sehenswerte Städtchen Alt-Kaster, vorbei am Schloss Hambach. Und zuletzt entlang der Rur. In Jülich angekommen fuhren wir zunächst zur Zitadelle. Der zentrale Schlossbau stellt ein Kulturdenkmal der Hochrenaissance dar. Gleichwertige Baudenkmäler dieser Art finden sich ansonsten nur südlich der Alpen. Anschließend fuhren wir dann zum Brückenkopfpark, in dem sich auch unser Hotel befand. Dieser Park ist ein sehr schönes Freizeitgelände für Familien. Angesichts des schönen Wetters und weil es Sonntag war, tummelten sich etliche Kinder im Park. Neben den verschiedenen Spielplätzen gab es auch Tiergehege. Ab 18:00 Uhr kehrte dann langsam Ruhe ein. Wir genossen unser Feierabendbier auf der Terrasse.

Am nächsten Tag erwartete uns eine Etappe von 72 km mit einigen Steigungen. Zunächst passierten wir Haus Overbach, Sitz der Ordensgemeinschaft der Oblaten des hl. Franz von Sales. Das Gebäude wird z. T. auch als Schuleinrichtung benutzt. Neben weiteren Wasserburgen führte uns die Route hinter Herzogenrath durch das Wurmtal. Dieser Abschnitt erforderte einige Anstrengung und Konzentration, da die Strecke sehr hügelig und steinig war. Aber als routinierte Radlerinnen und Radler war das für uns kein Problem. Zwischenzeitlich erfuhren wir von dem Unwetter, das vor allem die Umgebung von Bedburg heimgesucht hat. Dort stand wohl einiges unter Wasser, u.a. auch der Erft-Radweg. Wir sind offensichtlich dem Unwetter rechtzeitig davongefahren. Nachdem wir das Wurmtal gemeistert hatten, versuchten wir uns vorzustellen, wie die Route wohl nach dem Starkregen ausgesehen hat. Wir sind jedenfalls gut und trocken in Aachen angekommen, genossen den Abend bei einem kühlen Bier und deftigem Essen im Restaurant Postwagen.

Am nächsten Morgen regnete es. Wir entschieden, uns zunächst mal den Dom anzusehen und ein bisschen durch die Innenstadt zu schlendern. Da der Regen nicht so richtig aufhörte und wir Zweifel an der guten Wegbeschaffenheit unserer Route nach dem Starkregen hatten, entschieden wir, einen Teil mit dem Zug zurückzulegen. Wir fuhren also per Bahn nach Düren und setzten dann unseren Weg bei trockenem Wetter fort. Unser Ziel hieß Obermaubach. Hier freuten sich schon einige auf das tolle Café Flink mit den leckeren Torten. Leider wurde unsere Freude getrübt, da das Café montags und dienstags geschlossen hat.

Auch die Restaurantauswahl in der Umgebung war dürftig. Nach dem Einchecken im örtlichen Hotel kehrten wir bei Mahl & Werk, einer ehemaligen Mühle, zum Abendessen ein.

Unsere nächste Etappe führte uns dann nach Rheinbach. Unsere Mittagspause wollten wir in Kommern verbringen. Hier hatten wir leider das Gefühl, dass Radtouristen nicht willkommen sind. In einer Eisdiele verweigerte man das Aufladen des Akkus einer unserer Mitfahrer. In ziemlich barschem Ton sagte uns die Wirtin: Das machen wir nicht mehr! Dieser Ton hat uns von einer Einkehr abgehalten. Offensichtlich konnte man es sich ohne weiteres leisten, 6 Gäste, die alle etwas verzehren wollten, ziehen zu lassen. Fragt sich, ob die Rechnung der Wirtin Stromkosten gegen Verzehr von 6 Personen eine gute Rechnung war. Auf Nachfrage in der nebenan gelegenen Bäckerei wies man uns erst mal darauf hin, dass man doch bitte alle Fahrräder in die vorgesehen Ständer stellen solle. Wir hatten unsere Fahrräder zwar an unterschiedlichen Plätzen geparkt, aber so, dass niemand behindert wurde.
Daraufhin entschlossen wir uns, diesen „gastlichen“ Ort zu verlassen. Auf unserem weiteren Weg passierten wir die sehr sehenswerte Burg Satzwey. Diese romantische Burg aus dem 12. Jahrhundert gilt als die als besterhaltene Wasserburg im Rheinland. Schließlich erreichten wir unseren letzten Übernachtungsort Rheinbach. Unser Hotel lag mitten im Wald und bot auch eine ansehnliche Gastronomie.

So konnten wir am nächsten Morgen unsere letzte Etappe zurück nach Bad Godesberg antreten. Unterwegs passierten wir die ebenfalls sehenswerte Burg Odenhausen. Zwischendurch konnten wir einen Blick bei schönem Wetter auf das Siebengebirge genießen. Eine Apfelplantage lud dann noch zu einem kleinen gesunden „Imbiss“ ein. In Bad Godesberg angekommen, entschieden wir uns dann, in der Nähe des Bahnhofs in einem netten Café im Vintage-Stil eine Pause einzulegen. Just als wir dort vorfuhren, fing es an zu rechnen. Besser konnte das Timing nicht sein. Frisch gestärkt bestiegen wir dann den pünktlichen Zug nach Duisburg. Dort angekommen erlebten wir dann im wörtlichen Sinne unser Waterloo. So gut es uns gelungen war, die ganze Tour über dem Regen zu entfliehen, so bekamen wir dann auf unserer letzten Etappe nach Hause ein Dusche, die es in sich hatte. Aber zu Hause konnten wir uns dann ja in aller Ruhe wieder trockenlegen.

So haben wir wieder ein Stückchen Heimat näher kennengelernt. Man muss nicht in die Ferne schweifen, um schöne Landschaften und Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Ich habe längst nicht alle Burgen erwähnt, die wir unterwegs gesehen haben, sondern nur die besonders erwähnenswerten genannt. Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass uns der Nordeifelverband bei der Planung unterstützt hat und mit ausgesprochen gutem Material kostenlos versorgt hat. Diesen Verband kann ich nur weiterempfehlen, auch für Wanderungen.

Text und Fotos: Ulla Pörtner