Jeden dritten Samstag im Monat im 1. Stock des Gemeindehauses an der Wilhelminenstraße:
Leute stehen dicht gedrängt vom Flügel an der Eingangstür bis zum Küchengang, ein Kleinod des täglichen Gebrauchs liebevoll in die Hand geschmiegt – jetzt nicht mehr ganz so liebevoll, weil es nicht mehr funktioniert. Nur geht es hier nicht um Anträge wie im Sozialamt, sondern um einen der heiß begehrten Plätze an einem der Arbeitstische, an denen die Geräte repariert werden.
Die Tische des kleinen Gemeindesaals sind jetzt Arbeitsinseln, jeweils mit einem Besitzer eben eines solchen Kleinods des täglichen Gebrauchs und ein bis zwei Schraubern, alle Blicken gespannt auf das zerlegte Kleinod gerichtet, das vor ihnen ihre fehlende Funktionsfähigkeit präsentiert.
„Theo, wo ist die Crimpzange?“ - „Drüben am Tisch von Hermann.“
„Dimi, kannst du mal hier die Funktionen durchmessen?“ - „Ich muss das grad eben bei dem Beamer hier machen!“
Die Atmosphäre erinnert an die Geschäftigkeit beim Formel-1-Rennen, nur das hier keine Boliden an den Start gehen sollen, sondern liebgewordene Haushaltsgeräte wieder funktionsfähig gemacht werden von den Spezialisten unseres Repair-Cafés.
Die Arbeit hier wird immer spannender. Waren es früher häufiger Ein-/Ausschalter von Tischlampen, die kurzgeschlossen werden mussten, so handelt es sich heute mehr um Schaltfehler in Kaffeeautomaten. Bei den Einschaltern waren nur die Bedienung von Zangen und Schraubendrehern gefragt, bei den Kaffeeautomaten sind schon eher Fähigkeiten eines Elektronikers angesagt.
Aber auch das bekommt das Repair-Café hin. Und am Ende eines solchen Samstags freuen sich die Besitzer der Geräte über den ersparten Neukauf und die Mitarbeiter des Repair-Cafés, dass sie wieder eine Technik überlistet haben zu funktionieren und somit die Menge an Elektroschrott reduziert haben. Und nebenbei fallen noch Spenden für wohltätige Zwecke von den Besitzern der Geräte ab, also eine Win-Win-Win-Situation. Da kann man doch nicht meckern.
Text: Wolfgang Wacke